Absicherungsstrategie: Hedging oder Stop Loss?

Welche Absicherungsstrategie ist die Bessere? Hedging oder Stop Loss? Wie kannst du sie für dein Setup anwenden? Diese und weitere überlebenswichtige Fragen werden dir in diesem Artikel beantwortet.

 

Hedging oder Stop Loss: Wie nähert man sich dem Thema idealerweise? Am besten mit einer Börsenweisheit von Oberguru Warren Buffet.

Die wichtigste Regel im Börsenhandel lautet: Verliere kein Geld! Wer an den Aktienmärkten spekuliert, wird diese Regel bereits im frühen Stadium seiner Investmentkarriere zur Kenntnis genommen haben.

Wer mit derivativen Finanzinstrumenten handelt, muss sich zwingend um ein angebrachteres und genaueres Risiko-Management des eigenen Depots bemühen.

Denn im Unterschied zum klassischen Aktieninvestment habe ich bei Derivaten Faktoren wie Zeit, Hebel, Underlying, etc zu beachten. Speziell durch die Hebelfunktion muss ich ein aktives und zugleich flexibles Risikomanagement anwenden.

Die gängigen Absicherungsstrategien sind Stop-Loss-Order und Hedging.

Hier geht es zum Video, falls du nicht lesen möchtest:

https://www.youtube.com/watch?v=C94VpY0ujFQ&feature=youtu.be

Um zu klären, ob es eine favorisierte Strategie gibt und welche Variante du für dich anwendest, fassen wir zunächst die wichtigsten Eigenschaften zusammen:

Stop-Loss-Order (SL)

Der Stop Loss ist eine gängige Orderart. Bei einer Stop-Loss-Order wird meine bestehende Position bei Erreichen eines bestimmten Wertes automatisch vom Broker geschlossen.

Beispiel:

Ich habe eine Aktie bei 18,00 EUR gekauft und sehe mein Ziel bei 23,00 EUR. Ich habe bei 16,00 EUR eine wichtige Unterstützungslinie. Sollte der Kurs nicht nach oben sondern sogar unter die 16,00 EUR gehen und somit die Unterstützungslinie brechen, ist von einem weiteren Sinken des Kurses auszugehen.

Um meinen Depotwert nicht weiter zu dezimieren, lege ich also eine Stop-Loss Order auf z.B. 15,90 EUR. Erreicht der Kurs diese Schwelle, stellt mein Broker sofort einen Verkaufsauftrag “bestens” in den Markt und meine Aktie wird verkauft.

Im Falle eines Derivates, wie zum Beispiel CFDs funktioniert die Stop-Loss Order identisch.

Wo liegen nun Vor- und Nachteile der Stop-Loss-Order?

Vorteile:

  • Automatische Ausführung – Die permanente Anwesenheit am PC ist nicht notwendig
  • Positionswert läuft nicht weiter ins Minus
  • Psychologische und konsequente Reißleine (kein: “Kurs könnte ja gleich umkehren”)
  • Weitere Orders anwendbar (Trailing-Stop-Loss sichert Gewinne)

Nachteile:

  • Stop-Loss-Fishing – Speziell Market Makern sagt man nach, dass sie die Kurse dort hin bewegen, wo viele Stopps der Kunden liegen, nach erfolgreichem Abfischen läuft es dann wieder in die andere Richtung – es sind aber nicht die Market Maker (hier mehr erfahren)
  • Ausgeführt ist ausgeführt – Mit erreichen des Stopps wird der Verlust realisiert. Ärgerlich wenn es danach direkt wieder in die andere Richtung geht
  • Keine Garantie – Das gesetzte Limit gibt keine Ausführungsgarantie zu diesem Kurs

Zu dem letzten Punkt “Ausführungsgarantie” musst du wissen, dass das Erreichen des Stop-Levels lediglich den Verkaufsauftrag aktiviert. Die Abrechnung erfolgt dann zum folgenden “neuen” Kurs.

Könnte das ein Problem sein?

Nun, in sehr liquiden Märkten mit hohem Angebot und Nachfrage in der Regel nicht. Aber ist das Devisenpaar EUR/CHF nicht auch ein liquides Paar?  Eigentlich schon, aber weißt du was ein Black Swan ist?

Es handelt sich hierbei um die sehr geringe Wahrscheinlichkeit, dass du beim Spaziergang am See jemals einen schwarzen Schwan siehst. Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit nicht gleich 0 und somit kann es doch zu diesem Ereignis kommen.

Ein solches Ereignis, ein solcher Black Swan ist am 14.01.15 gesichtet worden. Und zwar von all denen, die im EUR/CHF investiert waren. Ich möchte dich jetzt nicht mehr mit dem Verlauf des Devisenpaares an diesem Tag langweilen, sondern nur den Bogen zurück auf unsere Stop-Loss-Order spannen.

In mehreren Wirtschaftsmagazinen kursiert die Story eines Privatanlegers, der mit kreditfinanzierten CFDs long in diesem Paar engagiert war (Kaufkurs ca 1,21 EUR). Er hatte sogar eine Stop-Loss-Order auf 1,19 EUR für den unwahrscheinlichen Fall, dass die SNB Ihr Fixing vernachlässigen würde.

Was dann passierte gleicht einer Tragödie, weil es so unfassbar traurig und gleichzeitig selten ist – ein Black-Swan eben:

Als die SNB am 14.01.15 aus heiterem Himmel die News über die Loslösung vom 1,20 EUR-Fixing verkündete, crashte das Paar in sekundenschnelle in Richtung Parität.

Die Stop-Loss Order des Privatanlegers wurde aktiviert und sollte somit bestens ausgeführt werden. Leider Gottes konnte der nächste Kurs aber nicht promt ermittelt werden und vor allem nicht in der Nähe des letzten Kurses.

Der neue Kurs betrug nicht 1,18…nicht 1,17… nein, er wurde weit unter 1,10 EUR gematched! Wenn du schon mal Forex-Paare gehandelt hast, weißt du, dass alleine die Veränderung der vierten Nachkommastelle für enorme Volatilität im Depot sorgen kann.

Der Kunde hatte einen unvorstellbaren Verlust angehäuft, der die eigenen Einlagen bei Weitem überstieg und den Kunden zur Nachschusspflicht von ca 200.000 EUR zwang.

Ist dieses Szenario abschreckend? Ja!

Verzichte ich ab sofort auf Stop-Loss-Orders? Nein!

So erschreckend dieses Szenario ist, es ist und bleibt ein Black Swan und wer das Risiko des verzögerten Stop-Loss nicht einkalkulieren möchte, dem bieten sich “Garantierte Stopps” des Brokers. Die Kosten in der Regel etwas Geld und lassen sich nicht sehr eng an den aktuellen Kurs platzieren, sind aber äußerst präzise.

Es lassen sich also Eigenschaften aufführen, die dem einen Trader zusagen, dem anderen jedoch nicht.

Als Alternative zu den Stop-Loss bietet sich aber auch eine andere Absicherungsstrategie an:

Hedging

Beim Hedging kommt es nicht zum automatischen oder manuellen Verkauf der bestehenden Position. Es wird einfach eine Gegenposition zur bestehenden Position eingegangen.

Beispiel:

Du bist Short im Dow Jones, Kaufkurs bei 17900 Punkten, der Trade entwickelt sich aber gegen dich. Um den Trade einerseits nicht weiter ins Minus laufen zu lassen und andererseits nicht mit Verlust zu beenden, gehst du mit einem Long bei 18500 Punkten die Gegenposition ein.

Der (Buch-)Verlust über 600 Punkte ist jetzt “gehedged”. Steigende oder fallende Märkte sind für diesen Trade ab sofort irrelevant.

Das Einziehen eines Hedge ist einfach und schnell gemacht. Allerdings ist das erst der Anfang, denn das aktive Managen der Positionen geht jetzt erst richtig los:

Wie geht es nun weiter? Wie löst man einen Hedge wieder auf?

Wir bleiben bei unserem oben erwähnten Beispiel und spielen zwei Szenarien durch. Zur Erinnerung: Kaufkurs Dow Jones Short 17900. Der Kurs steigt auf 18500 und ich ziehe einen Long als Hedge ein – Buchverlust 600 Punkte.

Der Markt steigt nun weiter auf 19000 Punkte. Mein Short steht bei -1100 Punkten. Mein Long bei +500 Punkten.

Wow, 500 Punkte plus! Das schaffe ich ja sonst nicht mal mit einem “geplanten” Trade.

Und hier wird es jetzt gefährlich! Wenn ich meiner Gier folge und den Long jetzt auflöse, habe ich zwar einen schönen Gewinn realisiert, bin aber wieder naked short und muss beten, dass der Dow Jones von nun an fällt!

Wenn er fällt und mein Einstiegsniveau bei 17900 wieder erreicht, habe ich alles richtig gemacht.

Wenn er aber weiter steigt, wird mein Verlust immer größer und größer!

Zusammengefasst ergibt sich also folgende Übersicht für das Hedging:

Vorteile:

  • Mit dem Hedge habe ich nicht direkt einen Verlust ausgebucht und habe noch die Möglichkeit der positiven Auflösung
  • Ich habe mir Zeit erkauft, um ggf volatile oder trendlose Marktphasen auspendeln zu lassen und meine Entscheidung über die weitere Vorgehensweise zu überdenken

Nachteile:

  • Wo ziehe ich den Hedge ein?  – Der Trade läuft zwar gegen mich aber bei jeder neuen Unterstützung denke ich mir: “So, nun muss es aber drehen”. Kurz vor Margin Call ist es dann eh zu spät, nun bin ich handlungsunfähig.
  • Je nach Broker kann ich in ein und dem selben Markt gar nicht long und short gehen. Ich könnte eventuell über den Future ausweichen, habe aber dann das zeitliche Risiko zum Hexensabbat (betrifft hauptsächlich CFDs und Futures).

 

Fazit:

Ob nun Hedging oder Stop Loss die bessere Absicherungsstrategie ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Je nach Handels-Setup und Erfahrung bietet sich das ein oder andere eben besser an.

Generell gilt aber:  Eine Absicherung dient nicht der Gewinnmaximierung!

Sie dürfte in der Regel überhaupt nicht mit Gewinn verkauft werden, da ich so riskiere, meinen Depotwert weiter zu zerschießen, sofern der Kurs seinen Trend fortsetzt!

Ich persönlich rate Anfängern und Tradern mit kleinen Konten (da stellt sich mir allerdings die Frage: Was ist ein kleines Konto? – vierstellig bis Anfang fünfstellig?)  zur Nutzung der Stop-Loss Strategie.

Wenn ich mich und mein Konto über Jahre mittels festem und beständigem Trading-Setup zu einer passablen Kontogröße entwickelt habe, dann kann ich mich dem Thema “Hedging” widmen. Allerdings stellt sich dann die Frage, ob ein Strategiewechsel überhaupt riskiert werden sollte.

Welche Strategie nutzt Ihr für euer Setup?

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5 Kommentare zu „Absicherungsstrategie: Hedging oder Stop Loss?“

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Tim Grueger

Tim Grueger

Tim ist CEO & Trader bei tradingfreaks.com. Er ist Bachelor of Science (Finance) und hat für zwei große Banken gearbeitet. Tim handelt hauptsächlich das Forex und Aktien Newstrading, so wie diverse Hedgefunds und Propfirmen. Du kannst seine Strategie im kostenlosen Webinar sowie im Top Trader Programm einsehen und erlernen.
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